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Bewegung und Sport bei Lipödem

Das Lipödem ist eine chronische und schmerzhafte krankhafte Fettverteilungsstörung, die viele Frauen betrifft. Neben medizinischen Behandlungen wie der Liposuktion spielt Sport und Bewegung eine wichtige Rolle, um Symptome zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie sich regelmäßige Bewegung positiv auswirken kann und was Sie als Lipödem-Patientin beachten sollten.

Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem ist eine Störung, bei der sich Fettgewebe ungleichmäßig an bestimmten Körperstellen wie den Beinen, Armen oder dem Gesäß verteilt. Diese Krankheit ist durch Schwellungen, starke Schmerzen und eine erhöhte Druckempfindlichkeit gekennzeichnet. Sport und Bewegung sind für Lipödem-Betroffene ein wertvoller Bestandteil der Therapie, da sie die Blut- und Lymphflüssigkeit besser zirkulieren lassen und die Beschwerden lindern können.

Schmerzen beim Lipödem haben mehrere Ursachen, die oft zusammenwirken. Zum einen spielen entzündliche Prozesse im Fettgewebe eine zentrale Rolle. Dabei produzieren Fettzellen und Immunzellen bestimmte Stoffe wie Prostaglandine und entzündungsfördernde Eiweiße (z. B. TNF-α und IL-6), die die Empfindlichkeit der Schmerzrezeptoren erhöhen. Zum anderen führt eine gestörte Mikrozirkulation zu einer schlechteren Versorgung des Gewebes und einem verzögerten Abtransport von Stoffwechselprodukten. Hinzu kommt der mechanische Druck, der durch Schwellungen und den eingeschränkten Lymphfluss entsteht, was die Beschwerden zusätzlich verstärkt.

Bewegung hat vielseitige positive Effekte auf die biochemischen und mechanischen Ursachen der Schmerzen und wirkt auf mehreren Ebenen schmerzlindernd:

Sportarten wie Schwimmen, Walking oder Radfahren regen die Muskelpumpe an, die den Lymphfluss fördert. Ein besserer Lymphabfluss reduziert die Schwellungen im Gewebe und senkt so den Druck auf die Nerven und umliegenden Strukturen. Das sorgt für eine spürbare Erleichterung bei den Schmerzen.

Regelmäßige Bewegung beeinflusst das Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Stoffen im Körper positiv. Sie reduziert die Konzentration von entzündlichen Zytokinen wie TNF-α und IL-6, die direkt mit Schmerzen in Verbindung stehen. Gleichzeitig wird die Produktion entzündungshemmender Stoffe wie IL-10 angeregt, wodurch die Entzündungsprozesse im Gewebe gehemmt werden.

Bewegung stimuliert die Produktion von Endorphinen, körpereigenen Schmerzmitteln, sowie von Neurotransmittern, die das Schmerzempfinden verringern. Diese Effekte finden sowohl im Gehirn (zentral) als auch direkt an den Nervenbahnen (peripher) statt, was eine umfassende Schmerzreduktion bewirkt.

Durch die gesteigerte Durchblutung beim Sport wird das Gewebe besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gleichzeitig werden entzündliche Stoffwechselprodukte und Prostaglandine schneller abtransportiert, wodurch die Schmerzen weiter abklingen können.

Körperliche Aktivität wirkt entspannend und senkt die Produktion des Stresshormons Cortisol, das Entzündungen fördern und Schmerzen verstärken kann. Weniger Stress bedeutet also nicht nur mentale Erleichterung, sondern trägt auch dazu bei, die körperlichen Beschwerden zu mindern.

Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der Lipödem-Therapie, da sie sowohl die mechanischen als auch die biochemischen Ursachen der Schmerzen gezielt adressiert. Sie verbessert den Lymphfluss, hemmt entzündliche Prozesse, unterstützt die Schmerzregulation und wirkt stressabbauend. Besonders geeignet sind gelenkschonende Sportarten, die den Körper nicht zusätzlich belasten, sondern den Heilungsprozess fördern. Durch regelmäßige körperliche Aktivität können Betroffene langfristig eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden erreichen.

Kann man ein Lipödem durch Sport beseitigen?

Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, dass Sport das Lipödem vollständig heilen kann. Dies ist leider nicht der Fall. Ein Lipödem wird als eine genetisch beeinflusste Fettverteilungsstörung angesehen, doch die genauen genetischen Mechanismen sind noch nicht bekannt. Wahrscheinlich wirkt die genetische Prädisposition zusammen mit hormonellen und mechanischen Faktoren (wie Bewegungsmangel oder Lymphabflussstörungen). Bislang ist kein einzelnes Gen oder spezifisches genetisches Muster bekannt, das eindeutig mit dem Lipödem in Verbindung steht.

Die Fettverteilungsstörung lässt sich nicht durch Sport oder Diäten abbauen. Dennoch kann regelmäßige Bewegung Symptome wie starke Schmerzen und Schwellungen lindern und damit die Lebensqualität verbessern. Zudem ist es wichtig, dass Patientinnen mit Lipödem nicht zusätzliches Übergewicht aufbauen – auch hier hilft Sport gemeinsam mit gesunder Ernährung.

  • Beratung durch Fachleute: Vor Beginn eines Trainingsprogramms ist es ratsam, sich mit einem spezialisierten Physiotherapeuten oder Sportmediziner abzusprechen, um ein individuelles Programm zu erstellen.
  • Kompressionsbekleidung: Das Tragen von Kompressionsstrümpfen während des Trainings kann dazu beitragen, den Lymphfluss zu fördern und die Schwellung zu verringern.
  • Aufwärmen und Abkühlen: Eine strukturierte Aufwärm- und Cool-Down-Routine ist wichtig, um Verletzungen zu vermeiden und die besten Trainingseffekte zu erzielen.

Erfahrungen unserer Lipödem Patientinnen

Häufige Fragen zu Sport bei Lipödem

Kann Sport ein Lipödem heilen?

Nein, Sport kann das Lipödem nicht vollständig heilen, da es sich um eine genetisch bedingte krankhafte Fettverteilungsstörung handelt. Sport und Bewegung können jedoch dazu beitragen, die Symptome zu lindern und das Wohlbefinden zu verbessern.

Welche Sportarten eignen sich am besten für Lipödem-Betroffene?

Sportarten, die die Gelenke schonen und den Lymphfluss fördern, sind ideal. Dazu gehören Aqua Jogging, Nordic Walking, Radfahren und Yoga. Diese Formen der Bewegung können sich positiv auf Schmerzen und Schwellungen auswirken.

Wie oft sollte man als Lipödem-Patientin Sport treiben?

Es wird empfohlen, mehrmals pro Woche leichte bis moderate körperliche Aktivität in den Alltag zu integrieren. Wichtig ist, dass die Bewegung regelmäßig erfolgt, um den bestmöglichen Nutzen zu erzielen.

Warum ist Kompressionskleidung während des Sports wichtig?

Das Tragen von Kompressionskleidung während des Trainings kann helfen, den Lymphfluss zu unterstützen und Schwellungen zu verringern. Es sorgt auch für mehr Stabilität und kann das Training angenehmer machen.

Ist eine Kombination aus Sport und Liposuktion sinnvoll?

Ja, eine Liposuktion kann das krankhafte Fettgewebe dauerhaft entfernen, während Sport dazu beiträgt, die erzielten Ergebnisse zu stabilisieren und die Blut- und Lymphflüssigkeit weiterhin in Bewegung zu halten. Eine Kombination aus beidem ist ideal, um die bestmöglichen Resultate zu erzielen.