Lipödem oder „nur“ dicke Beine? Symptome erkennen und verstehen
Das Lipödem ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft und gar nicht so selten ist. Etwa jede zehnte Frau leidet darunter – häufig ohne es zu wissen. Denn auch Ärzte und Ärztinnen verwechseln das Lipödem häufig mit Adipositas, ähneln sich die Beschwerdebilder doch sehr. Dank einer gründlichen Lipödem Diagnostik lässt sich die Fettverteilungsstörung jedoch meist sicher diagnostizieren.
Typisch für das Lipödem:
- Fettpolster bilden sich hauptsächlich an den Beinen und manchmal auch an den Armen. Rumpf, Hände und Füße bleiben schlank.
- Das Volumen nimmt bei beiden Beinen symmetrisch zu. An den angrenzenden Regionen bildet sich im Verlauf oft ein Fettkragen, häufig an den Oberschenkel- und Knieinnenseiten.
- Die betroffenen Stellen sind oft druckempfindlich und es entstehen schnell blaue Flecken.
- Unter- und/oder Oberschenkel fühlen sich bei einem Lipödem schwer an und schmerzen, vor allem bei warmem Wetter, abends und nach längerem Stehen oder Sitzen.
- Dellen und Knötchen können sich auf der Haut abzeichnen.
- Diäten zeigen an Armen und Beinen keine Wirkung, an anderen Körperarealen schon.
- Das Lipödem tritt häufig in hormonellen Umstellungsphasen auf oder verschlechtert sich, etwa in der Pubertät, während den Wechseljahren oder einer Schwangerschaft.
- Es gibt auch Frauen mit Normalgewicht, die an einem Lipödem leiden. Die meisten sind jedoch übergewichtig.
Typisch für Übergewicht und Adipositas:
- Der Körperumfang nimmt insgesamt zu, nicht nur an bestimmten Stellen.
- Wenn Cellulite entsteht, ist sie nicht mit Schwellungen und Schmerzen verbunden.
- Gelingt das Abnehmen, verringert sich auch das Volumen von Armen und Beinen.
- Die Fettleibigkeit kann in jeder Lebensphase entstehen, ganz unabhängig von hormonellen Umstellungen.
Übergewicht beziehungsweise Adipositas und das Lipödem treten laut dem „International Consensus Document“ in 80 bis 88 Prozent der Fälle gleichzeitig auf. In diesem Fall zeigen sich sowohl typische Symptome des Lipödems als auch Anzeichen für Übergewicht. Letzteres belastet die ohnehin strapazierten Gefäße, so dass die Lipödem-Beschwerden häufig zunehmen. Eine Gewichtsreduktion ist daher sinnvoll.
„Wenn Patientinnen zu uns kommen, ist es sehr wichtig, dass wir Verständnis für ihren Leidensweg zeigen. Die Patientinnen fühlen sich dann endlich nach langer, langer Zeit ernst genommen.“
Prof. Dr. Kovacs
Lipödem an Oberschenkeln oder Unterschenkeln?
Das Lipödem kann nur Hüfte und Po betreffen oder sich auf Oberschenkel und Knie ausdehnen. Auch die Unterschenkel können von Volumenzunahme, Schmerz und blauen Flecken betroffen sein.
Lipödem nur an Hüfte
Lipödem an Hüfte und Oberschenkeln
Lipödem von Hüfte bis Knien
Gut zu wissen: Ein Lipödem kann zwar dicke Hüften, Knie und Waden verursachen, tritt nie an den Füßen auf! Nur die Knöchel können betroffen sein. Dann kann sich ein muffartiger Fettkragen bilden, der über die Knöchel ragt.
Wie die Beine aussehen, hängt nicht nur von der Lokalisation des Lipödems ab, sondern auch vom jeweiligen Lipödem-Stadium. Im Verlauf nehmen die Verdickung der Beine und die Knötchen unter der Haut zu. Der Unterschied zur Kontur der anderen Körperareale wird immer deutlicher.
Stadium I
Schmerzhafte symmetrische Fettverteilungsstörung
Stadium II
Zusätzlich wellenartige Dellen in der Hautoberfläche
Stadium III
Ausgeprägte Umfangsvermehrung mit Fettlappen
Die Intensität des Schmerzes hängt nicht unbedingt mit dem Stadium zusammen: Auch ein optisch kaum auffälliges Lipödem kann Beschwerden verursachen, die die Lebensqualität stark einschränken. Außerdem muss das Lipödem nicht fortschreiten, sondern kann auch stagnieren. Laut dem „International Consensus Document“ von 2020 ist es eher das Übergewicht, das zunimmt, und weniger das Lipödem selbst. Das Übergewicht oder die Adipositas wiederum verschlimmern daraufhin das Lipödem. Die Gewichtsreduktion ist hier essentiell, um die Entstehung eines adipositasbedingten Lymphödems zu vermeiden.
Lipödem-Behandlung: Symptome an Unter- und Oberschenkeln lindern
Grundsätzlich gibt es zwei Optionen, gegen die krankhafte Fettansammlung an den Beinen vorzugehen:
- Bei der konservativen Therapie (ohne Operation) steht die Symptomlinderung im Vordergrund. Das überschüssige Fettgewebe bleibt bestehen, verursacht aber weniger Schmerzen und andere Beschwerden. Hier ist eine lebenslange Versorgung erforderlich, um den Status quo zu erhalten.
- Die Fettabsaugung (Liposuktion) ist laut Leitlinie besonders dann angezeigt, wenn die konsequente konservative Therapie auch nach 12 Monaten nicht zu einer deutlichen Reduktion der Symptome geführt hat. Nur die OP kann das Fettgewebes dauerhaft reduzieren. Fast jede vierte Patientin braucht danach keine Entstauungstherapie mehr, fast jede dritte kann den Behandlungsumfang reduzieren.
Sie möchten Ihre Schmerzen lindern? Gerne sind wir für Sie da!
Frau Beate Swobodnik
Konservative Behandlung eines Lipödems an den Beinen
Die sogenannte „kombinierte physikalische Entstauungstherapie“ (KPE) vereint mehrere Verfahren, die Schwellungen minimieren oder beseitigen sollen. Sie ist nur effektiv, wenn das Lipödem mit Wassereinlagerungen einhergeht.
Zur KPE gehören:
- Manuelle Lymphdrainage: Die Manuelle Lymphdrainage ist das Herzstück der Entstauungstherapie. Dabei regen kreisförmige Massagen die Lymphgefäßmotorik an. Anfangs sind tägliche Behandlungen notwendig, um die Beine zu entstauen. Ist dies gelungen, sorgen ein bis zwei Termine pro Woche für die Erhaltung der Therapieergebnisse.
- Kompressionstherapie: Verbände helfen bei der Entstauung, während Kompressionsstrümpfe im Anschluss zum Einsatz kommen. Häufig sind individuell gefertigte Flachstrickstrümpfe erforderlich, um erneute Schwellungen zu verhindern. Apparative Intermittierende Kompression (AIK) mit Luftkammer-Manschetten kann die Effekte verstärken.
- Bewegungstherapie: Auch Bewegung fördert die Entstauung und beugt zusätzlich Adipositas und Lymphödemen vor.
- Hautpflege: Tägliche Hautpflege ist wichtig, um Trockenheit und Rissbildungen zu vermeiden, die durch die Kompressionsstrümpfe entstehen können. Es gibt spezielle Cremes für Kompressionträgerinnen, die sich nicht im Gewebe anlagern.
Lipödem-OP gegen die Fettverteilungsstörung an den Beinen
Manche Patientinnen finden die Kompressionsstrümpfe vor allem im Sommer unangenehm. Andere möchten nicht jede Woche zur Lymphdrainage oder wünschen sich endlich Schmerzfreiheit. All das können gute Gründe für eine Fettabsaugung (Liposuktion) sein.
Die Besonderheiten einer Liposuktion bei Lipödemen
Bei einer klassischen Fettabsaugung werden nur punktuell Fettdepots abgetragen. Bei einem Lipödem dagegen gilt es, möglichst viel krankhaftes Fettgewebe an den Beinen zu entfernen. Ein Beispiel: Bei einem Lipödem an den Oberschenkeln müssen der vordere und der hintere Bereich, der innere und der äußere Bereich und das Knie behandelt werden. Sind auch die Arme betroffen, kommen weitere Areale dazu. Danach ist es sehr unwahrscheinlich, dass das Lipödem wieder auftritt, wenn die Patientin ihr Gewicht hält, sich gesund ernährt und Sport treibt.
Es lohnt sich, einen Spezialisten aufzusuchen, da bei einer Lipödem-OP an den Beinen einiges zu beachten ist. Wir halten außerdem eine Rundum-Betreuung für sehr sinnvoll: Individuelle Ernährungstherapie kann Ihnen helfen, Ihr Ziel auf lange Sicht zu erreichen.
Vor der Operation
Vor jedem Eingriff prüfen wir, ob behandlungsbedürftige Erkrankungen wie etwa Krampfadern oder sekundäre Lymphödeme vorliegen. Auch ein zu hoher BMI sollte zunächst behandelt werden, damit die Liposuktion durchgeführt werden kann. Ansonsten müssten zu große Volumina abgesaugt werden, was womöglich toxische Mengen an Betäubungsmitteln erfordern würde.
Ablauf der Liposuktion
Nach dem Erstgespräch und der ersten Untersuchung können Sie sich in Ruhe überlegen, ob Sie die Operation durchführen lassen möchten. Sie selbst entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt ist. Ist die Entscheidung gefallen, besprechen wir alle Details bei einem zweiten Termin. Der Eingriff selbst findet bei einem weiteren Termin statt. Planen Sie eine Ausfallzeit von 5 bis 7 Tagen ein. Häufig sind 2 bis 4 Eingriffe erforderlich, um alle behandlungsbedürften Areale abzusaugen.
Studien mit großen Patientenzahlen zeigen, dass die Liposuktion als komplikationsarm und sehr sicher gilt, wenn sie von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird. Mehr Informationen über die Liposuktion-OP und das Verhalten nach dem Eingriff lesen Sie hier.
Schönere Beine dank Hautstraffung
Patientinnen sollten sich darüber klar sein, dass eine Liposuktion allein kein ästhetisches Ergebnis liefert. Denn die OP dient allein der Symptomlinderung. Nach der Entfernung des Fettgewebes bleiben erschlaffte Hautareale zurück. Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Hautstraffung nach einer Liposuktion.
Im Lipödem-Zentrum München bieten wir an:
- Chirurgisches Needling: Minimale Nadelstiche regen die Regeneration an und können so für leichte Straffungseffekte sorgen.
- Radiofrequenz: Radiowellen dringen unter die Haut, um dort die Kollagenbildung anzuregen und eine Hautstraffung zu erzielen.
- Operation: Die klassische Hautstraffung ist dann sinnvoll, wenn großflächige Hautlappen entfernt werden sollen. Sie entstehen häufig bei Patientinnen im fortgeschrittenen Lipödem-Stadium.
Eine unserer Patientinnen erzählt:
„Es ist etwas Zeit vergangen, bis ich mich für erste OP entschieden habe. Und es war die beste Entscheidung! Ich habe bis jetzt zwei OPs hinter mir und ich bereue keine. Ich merke, dass ich selbstbewusster durchs Leben gehe und so aufrecht – mit einem noch größeren Strahlen. Langsam fange ich an, mich zu mögen“
Lipödem-OP im Ausland?
Manchmal kommen Patientinnen auf die Idee, sich im Ausland operieren zu lassen, etwa in der Türkei oder in Tschechien. Natürlich gibt es auch im Ausland erstklassige Ärzte und Ärztinnen. Allerdings ist es für Patientinnen aus Deutschland oft schwer, die Qualifikation eines bestimmten Arztes oder die Ausstattung einer Klinik einzuschätzen. So ist etwa der deutsche Titel „Facharzt für Plastisch-Ästhetische Chirurgie“ geschützt und garantiert, dass der Betreffende eine sechsjährige Facharztausbildung abgeschlossen hat. Im Ausland gibt es nicht immer derartig geschützte Begriffe, die bei der Einschätzung helfen.
FAQ
Warum zum Lipödem-OP-Zentrum München?
360-Grad-Behandlung
Alle relevanten Therapien erhalten Sie unter einem Dach – wir haben auch Begleiterkrankungen im Blick!
Jahrzehntelange Erfahrung
Prof. Kovacs hat bereits sehr viele Lipödem-Patientinnen behandelt und kennt die Besonderheiten dieser Erkrankung sehr gut
Lebenslanger Ansprechpartner
Wir sind immer für Sie da und betreuen Sie auch nach der OP stadiengerecht
Freiheit zurückgewinnen dank Lipödem-OP
Eine Lipödem-OP kann Ihnen ein Stück Freiheit schenken. Weniger Kompressionsstrümpfe, weniger Termine für die Lymphdrainage und weniger Schmerzen. Auf diese Weise gewinnen Sie Zeit für die schönen Dinge des Lebens.