RatgeberKetogene Ernährung bei Lipödem

Ketogene Ernährung bei Lipödem

Ketogene Ernährung liegt im Trend. Die kohlenhydratarme Kost ist die extreme Variante der Low-Carb-Bewegung und kann Menschen bei einer Gewichtsreduktion helfen. Für Lipödem-Patientinnen kann sich diese Art der Ernährung positiv auf die Fettgewebeverteilung auswirken. Einige Dinge sollten Sie bei der ketogenen Diät jedoch beachten.

Ketogene Ernährung bei Lipödem

Was ist eine ketogene Ernährung?

Bei der ketogenen Ernährung geht es darum, Kohlenhydrate zu meiden und dafür eher fettreiche (und dennoch gesunde) Kost zu sich zu nehmen. Ziel ist, dass der Körper seinen Energiestoffwechseln umstellt und lernt, Energie aus Fett zu ziehen. Im Rahmen dieser Art der Ernährung ist es erlaubt, maximal 20 Gramm Kohlenhydrate am Tag zu esse. Das entspricht etwa einem Zehntel der normalen Menge an Kohlenhydraten. Gleichzeitig wird der Anteil von Fett in der Nahrungsaufnahme stark erhöht – etwa auf 90 Prozent. Acht bis neun Prozent der Ernährung machen schließlich Proteine aus.

DO

  • Fetter Fisch (Forelle, Lachs, Thunfisch)
  • Fleisch & Wurst
  • Eier
  • kohlenhydratarmes Gemüse (Brokkoli, Gurke, Zucchini, Spinat, Salat)
  • Milchprodukte
  • Oliven- und Kokosöl

DON’T

  • Getreideprodukte (Brot, Nudeln, Müsli)
  • kohlenhydrathaltige Gemüse (v.a. Knollen- und Wurzelgemüse)
  • Kuchen
  • Hülsenfrüchte

Wie wirkt ketogenen Ernährung im Körper?

Normalerweise zieht der Körper seine Energie aus Zucker, also aus Kohlenhydraten. Vor allem unser Gehirn benötigt jede Menge Kohlenhydrate. Da bei der ketogenen Ernährung kaum Kohlenhydrate aufgenommen werden, sind die Kohlhydratspeicher nach kurzer Zeit leer. Der Körper greift dann auf Fettreserven zurück und der Stoffwechsel stellt sich nach und nach um. Dabei werden in der Leber nun Fettzellen in so genannte Ketone aufgespalten und können dann Energie für den Körper bereitstellen.

Wie hilft die ketogene Diät bei Lipödem?

Als Lipödem wird eine Fettverteilungsstörung bezeichnet. Besonders die Beine sind davon betroffen. Bei betroffenen Patienten ist der Oberkörper meist schmal. Im Gegensatz dazu lagern sich an Hüften, Beinen und Po überdurchschnittliche viele, große Fettzellen an. Im weiteren Verlauf können auch die Arme betroffen sein.

Grundsätzlich ist es für Lipödem Patientinnen sehr schwer, die Fettverteilungsstörung durch gesunde Ernährung und Sport in den Griff zu kriegen. Essen diese Patientinnen weniger oder betreiben Ausdauersport, zeigen sich die Ergebnisse eher im Bereich des Oberkörpers, als an den Beinen. Dennoch ist ein gesunder Lebensstil wichtig für Patientinnen, denn zusätzliches Übergewicht kann leider zusätzlich zum Lipödem entstehen.

Die ketogene Ernährung entzieht dem Körper die Möglichkeit, seine Energie aus Kohlehydraten zu ziehen. Der nun veränderte Stoffwechsel kann die Fettzellen in Armen und Beinen nach und nach in die dringend benötigte Energie umwandeln. Gleichzeitig sinkt der Insulinspiegel durch die ketogene Ernährung. Eine ketogene Diät kann sich darüber hinaus auch positiv auf Wassereinlagerungen auswirken. Diese gehen meist mit Entzündungsreaktionen einher, die für Schmerzen in den Beinen sorgen. Die ketogene Ernährung kann auch diese Entzündungen lindern. Dafür sind vor allem Omega-3-Fettsäuren verantwortlich, die im Fisch vorkommen. Wer sich vornehmlich von Fleisch ernährt, riskiert hingegen einen allmählichen Anstieg von Entzündungen im Körper.

Kann ketogene Ernährung ein Lipödem heilen?

Leider kann die ketogene Diät das Lipödem nicht heilen. Manchen Patientinnen hilft diese Form der Ernährung jedoch dabei, die unangenehmen Symptome des Lipödems zu lindern. Gepaart mit regelmäßigen Lymphdrainagen und angepassten Kompressionsstrümpfen berichten vielen Patientinnen über die positiven Auswirkungen der ketogenen Ernährung auf die Erkrankung. Eine tiefgreifende Behandlung, die Fettzellen nachhaltig entfernt, ist jedoch nur mit einer Liposuktion möglich. Dabei werden die Fettzellen durch die Liposuktion vorsichtig aus Beinen und Armen abgesaugt.

Welche Risiken kann es bei ketogener Ernährung geben?

Die ketogene Ernährungsform kann auch Nachteile haben. Darum ist es wichtig, sich über die Auswirkungen auf den Körper zu informieren. Zunächst einmal ist diese Art der Ernährung nicht einfach durchzuhalten. Durch die Reduktion von Kohlenhydraten gerät der Körper in einen starken Hungerzustand. Die fettreiche Kost kann zudem die Verdauung negativ beeinflussen.

Typische Begleiterscheinung einer Ketose sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Mundgeruch und Verstopfung. Diese Folgen können das Leben durchaus beeinträchtigen und sollten darum nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Durch die fettreiche Ernährung steigt zudem meist der Cholesterinwert an. Patientinnen mit einer erblichen Vorbelastung sollten die Werte regelmäßig überprüfen lassen.

Ein letzter Punkt, der nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist das Darmkrebsrisiko. Menschen, die besonders viel rotes, fettreiches Fleisch essen, entwickeln ein höheres Risiko für Darmkrebs und auch die Entzündungswerte können wieder ansteigen. Zudem ist ein Mineralstoff- und Vitaminmangel nicht selten, wenn sich Patienten vor der Ernährungsumstellung nicht ausreichend informieren.

Fazit zu ketogener Ernährung bei Lipödem

Die ketogene Ernährung kann das Leben von Lipödem-Betroffenen verbessern. Diese Aussage lässt sich jedoch nicht pauschal auf alle Patientinnen übertragen. Vielmehr sollte derart drastische Ernährungsumstellungen immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Im Lipödem Zentrum bieten wir unseren Patienten eine individuelle Ernährungsberatung, um das Lipödem bestmöglich in Schach zu halten, Übergewicht zu vermeiden und Beschwerden zu lindern. Gemeinsam mit Ihnen klären wir, was Sie essen können und möchten (denn viel Fleisch und Fisch kommt nicht für jeden infrage). Denn Ihre Ernährung sollte immer noch Spaß machen und zu Ihrem Leben passen.