Neuigkeiten aus der Lipödem-Forschung
Das Lipödem gibt es wohl schon so lange wie die Menschheit. Das lassen eine 5.000 Jahre alte Statue aus Malta und Darstellungen auf ägyptischen Reliefs vermuten, die Frauen mit typischen Lipödem-Symptomen zeigen. Doch erst im 20. Jahrhundert fand man heraus, dass es sich dabei um eine chronische Fettverteilungsstörung handelt.
Im Jahr 1940 beschrieben zwei amerikanische Ärzte erstmals das Krankheitsbild und bezeichneten es als „Lipödem“. In Deutschland wurde das „Reiterhosensyndrom“ später als Krankheit anerkannt, andere europäische Länder wie etwa Belgien sind diesen Schritt noch nicht gegangen.
Gleichzeitig führte das Lipödem in der Forschung jahrelang ein Nischendasein. Das mag der Grund dafür sein, warum vielen Ärzten das Krankheitsbild auch heute nicht geläufig ist. Tatsächlich war die Erkrankung bis Anfang 2000 in weiten Kreisen der medizinischen Welt nahezu unbekannt. Die Hälfte der Lipödeme wird nach wie vor erst nach mehr als 10 Jahren diagnostiziert.
Doch die Krankheit gewann in den letzten 10 Jahren an Bekanntheit. Die Medien berichten verstärkt darüber, Patienten informieren sich immer häufiger im Internet über die Krankheit und Wissenschaftler veröffentlichen Untersuchungen in Fachmedien. An dieser Stelle möchten wir Ihnen interessante Studien und wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Lipödem-Forschung präsentieren.
Studien über die Ursachen des Lipödems
Die Ursache des Lipödems ist nach wie vor unbekannt. Man vermutet, dass Veranlagung eine Rolle spielt, da vermehrt Mitglieder derselben Familie an der chronischen Fettverteilungsstörung erkranken. Auch die Hormone spielen wohl eine Rolle, da die Krankheit meist bei hormonellen Umstellungen auftritt, zum Beispiel während der Pubertät oder einer Schwangerschaft.
Bewiesen sind diese Zusammenhänge jedoch nicht. Wie Ernährung und Stress auf die Symptome wirken, ist auch noch nicht schlussendlich geklärt. Deshalb gibt es immer wieder Studien, die den Ursachen des Lipödems auf den Grund gehen wollen.
Eine Studie aus dem Jahr 2022 hat verschiedene Gene näher untersucht und mittels Next-Generation-Sequencing ein so genanntes Panel erstellt. In der Zusammenstellung finden sich einige Gene, die für eine subkutane Fettvermehrung ausschlaggebend sind, ebenso wie Gene, die Adipositas und andere verwandte Erkrankungen des Lipödems auslösen können. Hier gibt es Überschneidungen verschiedener Krankheitsbilder.
Zahlen, Fakten und Mythen zum Lipödem
Schon gewusst?
18,8 % der Patientinnen mit vermehrtem Fettgewebe an den Beinen leiden unter einem Lipödem.
In 97 % der Fälle sind die Beine betroffen, in nur 3 % der Fälle die Arme.
Obwohl die Erfahrung zeigt, dass das Lipödem psychischen Leidensdruck hervorrufen kann, gibt es für diese Beobachtungen noch keine wissenschaftliche Evidenz.
Diskutiert wird auch, ob das Lipödem wirklich eine fortschreitende Erkrankung ist. Häufig ist eine Neigung festzustellen, aber zwingende Progredienz wurde noch nicht bewiesen.
Studien zur Diagnostik des Lipödems
Neben Forschung zur Entstehung des Lipödems gibt es auch neue Ansätze, um ein Lipödem einfacher zu diagnostizieren. Patientinnen würden hiervon profitieren, indem Ärzte neue Diagnoseinstrumente an die Hand bekommen. So kann etwa auch eine Messung der Hautelastizität Rückschlüsse auf die Erkrankung zulassen.
Erprobungsstudie zur Wirkung der Liposuktion
Zwar gibt es bereits Untersuchungen über die Wirkung von Liposuktionen auf die gängigen Lipödem-Symptome, aber der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) möchte anhand einer neuen Studie noch mehr Erkenntnisse gewinnen. Anstoß gab die Patientenvertretung des G-BAs, die die lückenhafte Studienlage kritisierte und eine bessere Beurteilbarkeit der Liposuktion forderte.
Die Studie läuft nun bereits seit dem Februar 2021, endgültige Ergebnisse gibt es jedoch noch nicht. Zuletzt wurde jedoch eine Verlängerung der Erprobungsstudie bewilligt.